Die Steinwälle der alten Bornholmer Weiden sind sehr alt und ihr Ursprung verliert sich in graue Vorzeit.Schon 1671 erwähnte Rasmus P. Ravn in der »Chronik Borringholms«, »dass es die Steinwälle überall auf dem Lande gäbe, sowohl in Heiden, Wiesen, Tälern als auch auf den höchsten Bergen sowie in Wäldern, Gestrüpp und Gebüsch«. Weiter erwähnte 1839 der damalige Amtmann Thaarup in einer Beschreibung des Kreises Bornholm, dass es auf der Insel drei Typen gäbe, nämlich die Weidenwälte, dieGemeindeäcker umgebend, die Rundwälle, durch welche die einzelnen Ackerbauern oder Rodungsleute ein Bodenstück der Gemeinschaft heraushoben und abgrenzten, und die Zwischenwälle, die in Grenzscheiden zwischen Nachbargrundstücke gesetzt wurden. Über diese Einteilung hinaus kommen die Wälle in zwei Gestalten vor, dem Steinwall und dem Steindeich. Der Steinwall ist aus den rohen Steinen des Feldes aufgebaut ohne Gebrauch von anderen Materialien und ist auf beiden Seiten gleich. Er steht als Grenzscheide zwischen Feldern und Höfen und tritt als gewöhnlichster Zaun der Insel auf. Der Steindeich, dessen eine Seite aus rohen Steinen erÂrichtet ist und dessen andere Seite aus einem aufgeworfeÂnen Erdwall besteht, wurde als Zaun um die Hochheide und die Weiden verwendet und zwar jüngst bei der EinheÂgung von Almindingen und der Ro Plantage während des 19. Jahrhunderts. Das Baumaterial waren im allgemeinen die rohen WeckerÂsteine, die sich früher nach den Gletschern der Eiszeit über die Landschaft gestreut fanden und die den Anbau von Feldern verhinderten. In gewissen Fällen sind in neuerer Zeit Wälle aus überwieÂgend gesprengten Steinen errichtet worden, und in dem Gebiet der Insel, wo der Nexo‑Sandstein den Untergrund bildet, sind die Steinwälle ausflachen Sandsteinfliesen errichtet. Die Steinwälle sind in der heutigen Landwirtschaft nicht hoch angeschrieben. Sie muten unpraktisch an, nehmen zuviel Platz in Anspruch, und schliesslich beherbergen sie »Unkraut«, das auf die Monokulturen der bebauten Felder übergreifen kann. Das ist der Grund, weshalb viele der Steinwälle über die letzten hundert Jahre verschwunden sind.Die Steine sind in Schotter umgewandelt worden, man hat sogar über eine Ausfuhr der Feldsteine aus den Steinwällen der Insel erfahren. Dass sie unpraktisch sind, mag zum grossen Teil daran liegen, dass sie öfter schlecht unterhalÂten sind, denn in Wirklichkeit sind sie beständiger als die meisten Zäune, die heutzutage aufgestellt werden. Ein Steinwall konnte jahrhundertelang ausdauern, wenn ein mal errichtet, und in ihrer ursprünglichen Gestalt vermochten sie, Vieh und Schafe innerhalb der Weide oder ausserhalb des bebauten Feldes zu halten.Ein zusätzlicher Grund, weshalb man heute diese alten Wälle zu entfernen wünscht, ist, dass man nicht mehr in der gleichen Menge wie früher Vieh unterhält und dass sie bei Zusammenschlüssen von Nachbarbetrieben öfter den rationellen Bodenbestellungsmethoden mit Maschinen bisher unbekannter Ausmasse entgegenwirken. Es leuchtet ein, dass die alten Steinwälle früher eine weit wichtigere Rolle gespielt haben, als man sich heute klarmacht, da aber das alte Verfahren «des richtigen Setzens« eines Steinwalls eine grosse Kunst war, die sowohl Erfahrung als auch Können erforderte, haben wir es hier mit kulturgeschichtlichen Überlieferungen zu tun, die als Kulturerbe nicht zurücktreten sollten im Vergleich zum Bau der Kirchen und Kapellen in der Vorzeit. Auch geben die Steinwälle die Abgrenzung zwischen Ackerbaufeldern und Weidegebieten aus den Zeiten früherer Betriebsformen an. Ausser den kulturgeschichtlichen Werten repräsentieren die Steinwälle heute grosse landschaftliche Werte als Schutzgebiete eines reichen Pflanzen und Tierlebens des Bauernlandes.
Als längliche, sogenannte »Kleinblotope« besitzen sie geÂmeinschaftlich mit »lebenden Hecken« eine wichtige Funktion als Ausbreitungskorridore der Tiere und Pflanzen, und auch von den Tieren und Pflanzen abgesehen, die die Steinwälle bewohnen, werden sie von vielen andeÂren als Leitlinien durch die Landschaft zwischen grossen und kleinen Naturgebieten verwendet und gewährleisten dadurch eine sowohl gattungs als auch individuenreiche Landschaft.