Die geologische Karte Bornholms lenkt sofort die Aufmerksamkeit auf sich durch die vielen sogenannten Spaltentäler der Insel. Ein solches Spaltental ist dadurch entstanden, dass riesige Spannungen des Untergrunds im Laufe der Zeit den Grundfelsen zum Bersten brachte, und wegen einergeringeren Widerstandskraft gegen Abbruch ist das Material verwitterl und abgetragen worden durch Einwirkung des Eises und des Wassers. In gewissen Fällen waren aber die Risse zuerst mit »Magrna« aus dem verschmolzenen Teil des Erdeninneren ausgefüllt, den sogenannten Diabasgängen, bevor der Abbruch anfing.So ist der Keiseaa Diabasgang ein Beispiel eines Berstens im Grundfelsen, das nach der Ausfüllung mit Diabas wieder abgebrochen worden ist, und heute kann das Tal von Vallensgaardsmosen über Ekkodalen, Flaeskedal, Klovedal und Kelseaadal verfolgt werden, ehe es im Meere bei Saltuna, südlich von Gudhjem, verschwindet. Die hohen und oft baumbestandenen Seiten der Spaltentäler bieten guten Schutz gegen den Wind und fast immer herrscht Windstille am Boden eines solchen Tals. Im Frühling, ehe die Bäume grünen, ist es am Boden der Spaltentäler im Vergleich zu den Rändern viel angenehmer warm, weshalb der Pflanzenwuchs hier weiter gediehen ist als anderswo auf der Insel. Im Sommer dagegen herrscht fast immer Schatten, denn die Strahlen der Sonne dringen nur stellenweise durch die Baumkronen herunter, und selbst an den heissesten Sommertagen wird es verhältnismässig kühl und feucht bleiben. Diese Vereinigung von Wärme und Feuchtigkeit bringt es mit sich, dass die Spalttaler zu den artreichsten Lebestätten für Pflanzen und Tiere zählen. Die Vegetation der Spaltentäler ist ausserdem von besonderem Interesse, weil wir hier vor einem Teil der ursprünglichen Natur der Insel stehen, schwer zugänglich und praktisch von Kultureinfluss unberührt. Doch der Charakter des Pflanzenwuchses wechselt nach Umgebungen des Tals, indem der Boden der Täler, die sich in Heidekrautgebieten befinden, sauer und mit Sauerbodenpflanzen bewachsen ist, während Täler mit fruchtbaren Umgebungen eine andere Form von Üppigkeit aufweisen. Schliesslich können heute leichter zugängliche Mliler, die von Kulturfeldern und Kulturwald umgeben sind, selber in die Kultur hinübergleiten. Besonders Fichte und Putzgrün haben sich in mehreren der Spaltentäler eingebürgert, und dort passen sie durchaus nicht hinein!