Wo in der Bornholmer Landschaft der Felsen besonde lästig, die Ackerkrume zu dünn, die Feuchtigkeit zu reichlich waren, oder wo die Gletscher der Eiszeit besonders viel Gestein hinterliessen, die sogenannten »Gesteistreuungen«, hat man von alters her in solchen »Felsenkoppeln« Vieh aufgezogen. Der Koppelbetrieb war ein sehr verbreitete Betriebsform, indem praktisch jeder Hof auf Nord und Ostbornholms die eigene Koppel besass, fasst immer von einem Steinwall umgeben. Die Oberfläche einertypischen Felsenkoppel ist vom felsigen Grund gestaltet. Sie ist ziemlich kupiert und mit eine nackten Fels, der keinen eigentlichen Waldwuchs erlaub wohl aber Gesträuch von Heide Wacholder, Schlehe und Rose. Die Flora ist reichhaltig, und besonders müssen die Bestände von Orchideen in den Koppeln hervorgehoben werden. Gerade in einigen dieser Koppeln besitzt oder vielleicht besass Bornholm das letzte und einzige Vor kommen der Herbst Wendelähre ganz Skandinaviens auch sind sie die einzig übriggebliebenen dänischen Vor kommen von Holunder Knabenkraut. Kleines Knabenkraut, das ebenfalls eine besonders seltene und bedrohte dänische Orchidee ist, hat auch sein grösste Verbreitung in Bornholmer Felsenkoppeln gehabt zusammen mit der ebenfalls seltenen Zweiblättrige Kuckucksblume. Immer noch wachsen Berg Kuckucksblume, Kuckucks Knabenkraut und Geflecktes Knapenkraut ganz häufig i den übriggebliebenen Felsenkoppeln der Insel, wogegen die früher ebenso häufigen Orchideen: Hohlzunge, Weisszüngel, Brand Knabenkraut und Mücken Händelwurz heute als aus der Pflanzenwelt der Insel verschwunden angesehen werden müssen. Ein kleiner Teich zum Tränken kommt in fast allen Felsenkoppeln der Insel vor. Er hegt ein gattungsreiches Insektenleben, und oft besitzt gerade in diesen Teichen der Laubfrosch seine besten Fortpflanzungsbedingungen. Auch das Vogelleben ist in den Felsenkoppeln vielfältig mit dem Sprosser als auffälligstem Vertreter. Wenn man irgendeinen Naturtyp als vor allen anderen bornholmisch bezeichnen soll, wird es zwangsläufig die Felsenkoppel sein. Sie bildet einen typischen Charakterzug in der Landschaft und den Ausdruck einer alten Bornholmer Betriebsform. Heute besteht aber grosse Gefahr, dass die Koppeln verschwinden und in undurchdringliches Gesträuch oder regelrechten Wald völlig verwandelt werden wegen Betriebsumlegungen der Landwirtschaft. Deshalb interessiert sich die Amtsgemeinden dafür, einen Teil davon wiederherstellen zu lassen durch Roden des unerwünschten Bewuchses und durch derartiges Einzäunen, dass das Abgrasen der Kühe und des jungen Viehs auf den wertvollsten unter ihnen wieder eingeleitet werden kann.